Thomas Plaschke schrieb:
Anscheinend hat Stefan Pohl bei verschiedenen Diskussionsteilnehmern einen empfindlichen Nerv getroffen. Viele Reaktionen greifen ihn vor allem persönlich an. Die Auseinandersetzung mit seinen Argumenten findet entweder gar nicht oder nur scheinbar statt.
Ich bin übrigens auch nicht seiner Meinung. Der Phoenix kann und soll, so wie er ist, nur Schach spielen. Damit ist er für mich ein Schachcomputer. Punkt. Das ihm ein Raspberry Pi mit Linux-Betriebssystem zugrunde liegt, ist mE unerheblich. Es gibt heutzutage einen Haufen Elektronik, der ähnlich konzipiert und gebaut wurde.
Ob die Bauteile billig im Sinne von nicht haltbar oder unzuverlässig sind, kann ich nicht beurteilen. Das wird sich zeigen, denn wer billig kauft, kauft erfahrungsgemäß zweimal.
Die aufgezeigte Alternative, mit Notebook/Netbook+geeigneter GUI und MESS, Chesslink sowie elektronischem Schachbrett die Funktionalität des Phoenix nachzubauen, würde mich nur überzeugen, wenn ich mir letzteren nicht leisten kann, aber die anderen Gerätschaften bereits besitze. Ein Notebook neben dem Schachbrett wäre mir aber zu aufdringlich. Gegen ein Programm auf dem Smartphone, das die Züge auf ein elektronisches Schachbrett überträgt, zu spielen, würde mir auch keinen Spaß machen. Abgesehen davon müsste man bei beiden Lösungen zum Teil erhebliche Abstriche im Vergleich zu den vom Phoenix angebotenen Schachprogrammen machen.
Was den Preis angeht, sehe ich es weniger emotional und würde meine Kritik an Stefan Pohls Ansicht weniger brachial Ausdruck verleihen. Denn ich finde auch, dass nachvollziehbar ist, dass bei einem kommerziellen Produkt, die Rechteinhaber der enthaltenen Programme bezahlt werden müssen (das hat Stefan auch nicht infrage gestellt) - auch, wenn die Programme zum Teil über 40 Jahre alt sind. Er wies darauf hin, dass man diese alten Programme auch gratis erhalten und nutzen kann. Das ändert aber die Sachlage nicht für den, der diese Programme in einem Schachcomputer verkaufen will und damit auch nicht für die, die diesen Schachcomputer kaufen.
Und natürlich steht es jedem frei, dieses Produkt zu kaufen - oder eben auch nicht. Stefan Pohls Rat, dass Gerät wegen des Preises nicht zu kaufen, würde ich jedenfalls nicht aus den von ihm genannten Gründen folgen. Ich habe andere.
In Stefan Pohls Beiträgen habe ich keine persönlichen Angriffe gegen Käufer oder Kaufinteressenten erkennen können. Man möge mir aufzeigen, was ich diesbezüglich übersehen habe. In seinem Satz "Wer das Bedürfnis hat, gegen PC-Engines oder Retro-Emulationen auf einem elektronischen Brett zu spielen (oder auch online gegen andere Menschen), ist mit der von mir hier dargelegten Lösung weit besser dran und spart sehr viel Geld!" kann ich jedenfalls keinen persönlichen Angriff sehen.
In jedem Fall finde ich es unerträglich, wenn in einer Diskussion nicht einmal ansatzweise versucht wird sachlich zu bleiben.
Viele Grüße
Th. Plaschke
Der Beurteilung des forumserfahrenen Wolfgang Battig zum Beitrag des Thomas Plaschke möchte ich hier im wesentlichen beipflichten. Eine recht gelungene Kombi von eigenem Standpunkt, sachlicher Argumentation und respektvollem Umgang, wie ich finde. Auch inhaltlich mag ich der Argumentation in Richtung Existenzberechtigung für den Mephisto Phoenix recht gut folgen. Wenn sich Stefan Pohl trotz Gegenmeinung für diese Stellungnahme bedankt, dann sagt das schon einiges aus.
Dass zur fertigen Kaufware meist auch die Alternative zur Selfmade-Kombination und -Konfiguration besteht ist ja, vor allem auf dem Computersektor, nichts neues. Früher holte man sich die fernöstlichen und preisfreundlichen Komponenten beim Import/Export Händler in Bahnhofsnähe und heute eben über den Online-Handel. Den Einbaustufen, Ausbaustufen und Erweiterungen sind dadurch kaum Grenzen gesetzt. Der Purist erfreut sich an zusammengesteckten gehäuse- und chassislosen Platinegebilden a la Computerclup 2 und der eher designbewusste Freak bevorzugt dann doch eher das prospektbekannte Finish.
Die Pohlsche Garnitur bewegt sich sowieso „nur‘ im Bereich handelsüblicher Endprodukte, deren Verkabelung und Konfiguration auf den ersten Blick nicht unbedingt den begabten Spezialisten zu erfordern scheint. Aber die Wahrheit zeigt sich erst auf dem Montage- bzw. Küchentisch und der Teufel sitzt im Detail, und dem bin ich leider schon viel zu oft begegnet. Außerdem halte ich den Mephisto Phönix für eine längst fällige und bequeme Kompaktlösung und insgesamt für einen gelungenen Wurf und wie oft habe ich das auch schon gesagt. Warum das Teil soviel kostet, wie es kostet, wurde hier ebenso schon zur Genüge fertigungstechnisch und marktanalytisch aufgedröselt.
Rein von der Sache her, sollte der Pohlsche Phoenix-Ersatz durchaus das Interesse einer unvoreingenommenen Fachgemeinde wecken, das ist richtig. Ist ja allein schon interessant zu wissen, wie das im einzelnen auszusehen hätte. Bei der Vermutung, warum dieses Unterfangen nun schief ging, liege ich allerdings eher auf der Linie jener, die hier so etwas wie einen Elefanten im Porzellanladen erleben, der sprichwörtlich mit der Tür ins Haus fällt.
Da schimpft einer drauf los, das ist gar kein Schachcomputer, billigst gebaut, überflüssiger und überteuerter Tand, ich stelle euch dafür was hochwertiges und nützliches hin, das hat auch alles und sogar noch mehr und kostet die Hälfte. Starker Tobak und nicht unbedingt die geschickteste Art, in die begeisterte Party der frisch getauften Mephisto-Phoenix Besitzer einzufallen und eine bessere und billigere Alternative schmackhaft zu machen. Selbstverständlich wird hier ein empfindlicher Nerv getroffen und die Bereitschaft für eine konstruktive Diskussion von vorneherein auf Null gestellt. Und es ist kein Wunder, dass sich dann die negative Erwartungshaltung des Stefan Pohl erfüllt und die spontane Gegenwehr eher Empörung denn Sachlichkeit vermittelt. Dann ist es wirklich schwer bis unmöglich, die Leute, und diesesmal in Augenhöhe, an einen Tisch zu bringen.
Beste Grüße
Rainer Neuhäusler