Der 1000er Testrun (5'+3'') mit G.Stertenbrinks 500 Eröffnungsset ist durch. Es handelt sich um 500 Linien, die jeweils 20 Zufallsplies enthalten (!). Dementsprechend chaotisch sehen die Endstellungen aus. In allen hat Weiß einen meßbaren Vorteil, was hier ja die Grundidee ist. Dementsprechend ist auch der whitescore in meinem Testrun logischerweise exorbitant hoch (65.4% (normal sind Werte um 54%)).
Stellungen, Partien und Auswertung stelle ich eine Zeit lang in meinem Google-Drive zur Verfügung:
https://drive.google.com/file/d/1tWvAJFSZUZS5GhTgUcS7f7UdXFYfwmic/view?usp=sharingErgebnis war: Score: 61.3% - 38.7%, draws 44.2%
Die Remisqoute ist sehr gut (besser als in meinen alten SALC-Sets), aber dennoch immer noch weit schlechter als bei Drawkiller. Die Ergebnisspreizung ist nur minimal besser als bei Standard-Eröffnungssets und auch meßbar schlechter als bei Drawkiller (vom ganz großen Drawkiller-Big File mal abgesehen, welches aber auch nicht so gute Werte hat und nur für Engineentwickler, die zehntausende von Partien spielen müssen, gedacht ist). Hier noch mal die ganzen Testruns, die ich mit diesen Testbedingungen sonst so gemacht habe:
i7-2630 Quadcore mobile-CPU 2.0 GHz
Engines: asmFish 170426 vs. Komodo 10.4
All games played with 5'+3'' (average game-duration: 15-16 minutes)
Singlecore, 256MB Hash, no endgame-bases, no ponder
both engines with Contempt=+15, LittleBlitzerGUI
Each testrun: 1000 games
except Noomen Gambit-lines (only 246 positions, so 492 games were played)
except Noomen TCEC Superfinal (only 100 positions, so 200 games were played)
Score is the result of asmFish - Komodo 10.4. Example: Score 60.3% – 39.7%
means, that asmFish scored 60.3% and Komodo scored 39.7%
SF-Framework standard 8 move openings: Score 60.3% – 39.7%, draws: 63.4%
FEOBOS v20 contempt 5: Score 58.7% - 41.3%, draws: 64.1%
HERT 500: Score: 60.6% - 39.4%, draws: 60.4%
Noomen Gambit-Lines: Score 59.1% - 40.9%, draws: 59.3%
4 GM-moves short book: Score 60.5% - 39.5%, draws: 57.1%
Noomen TCEC Superfinal (Season 9+10): Score: 62.5% - 37.5%, draws: 50.0%
SALC V5 half-closed: Score 61.6% - 38.4%, draws: 49.2%
SALC V5 full-closed 500 positions: Score 66.5% - 33.5%, draws: 47.7%
Drawkiller (big set): Score 63.8% - 36.2%, draws: 39.5%
Drawkiller (normal set): Score: 65.3% - 34.7%, draws: 33.5%
Drawkiller (tournament set): Score: 65.3% - 34.7%, draws: 33.5%
Drawkiller (small 500 positions set): Score: 66.4% - 33.6%, draws 30.5%
Drawkiller balanced (small 500 positions set): Score: 69.3% - 30.7%, draws 35.2%
Stertenbrink 20 random plies (500 positions set): Score: 61.3% - 38.7%, draws 44.2%
(Whitescore: 65.4%)Interessant für einen Vergleich sind besonders die hervorgehobenen 500er-Sets von Drawkiller, da das warmefco-File von G.Stertenbrink ja auch nur 500 Linien enthält. Und da ist das Ergebnis nun wirklich ganz eindeutig.
Letzlich ist das Ganze ein nettes Experiment (20 Zufalls-Plies zu machen und einen meßbaren Vorteil für Weiß in den Endstellungen einzuräumen), allerdings sind die Ergebnisse zum einen deutlich schwächer als bei Drawkiller, zum anderen sind die Endstellungen nicht nur chaotisch, sondern eben auch schon sehr entwickelt (wenn auch wirr entwickelt). Während bei Drawkiller die Stellungen eben noch total unentwickelt sind (alle Figuren stehen noch auf den Grundreihen, nur einige Bauern wurden vorgezogen, keinerlei Schlagzüge sind erfolgt).
Und gerade für die Zukunft des Computerschachs, also NeuralNetz-Engines, sind unentwickelte Stellungen zum Testen und für Turniere natürlich viel besser. Und wie die Akzeptanz der Community für zufällige Eröffnungsstellungen ist, die aussehen, als hätte man die Figuren aus einem Meter Höhe aufs Brett fallen lassen, das ist außerdem noch die Frage.
Insofern halte ich das Ganze eher für eine Sackgasse, aber das ist nur meine persönliche Meinung. Auf jeden Fall ist es mal was Neues. Und das ist prinzipiell mal positiv zu sehen, denn soooo viele neue Ideen im Bereich der Eröffnungsvorgaben hat es ja bisher nicht gegeben. Und wirklich schlecht ist das Testergebnis ja auch nicht, ganz im Gegenteil. Man darf eben das Ergebnis nicht ausschließlich nur mit Drawkiller vergleichen - Drawkiller spielt nun mal in seiner eigenen Liga. Und verglichen mit allen anderen Eröffnungssets, die ich getestet habe (s.o.), ist das Ergebnis dieses ungewöhnlichen Eröffnungssets mit Zufallszugfolgen wirklich sehr gut.
Hier mal zwei der Stellungen, damit man einen Eindruck bekommt. Komisch sieht es schon aus.